Brigitta Würsch

Videoarbeiten 2020 - 2023 "eine Spurensuche"

Auf meinen Erkundungen in meiner Heimatgemeinde begab ich mich auf Spurensuche nach den „Nichtmenschen“, die in unserer Umgebung leben.

In filmischen Momentaufnahmen hielt ich diese flüchtigen Realitäten fest, drang in ihre Lebensräume ein und liess mich von ihrer Ungewissheit und Stille berühren.

„... Tausende andere Lebensformen haben seltsame Weisheiten, oft unbewusst und ohne Sprache, die man lernen könnte.“ schrieb Baptiste Morizo, Schriftsteller, in "Philosophie der Wildnis oder die Kunst, vom Weg abzukommen“. Auch beschreibt er, dass das was wir als Natur bezeichnen vermehrt als Kulisse unserer Aktivitäten dient. Und vielfach vergessen wir in unserem Tun, dass andere Lebewesen in flüchtiger Wirklichkeit unter uns leben. Er hinterfragt den Ausdruck „in die Natur gehen“ und gibt als Alternative „sich einwalden“. Das „sich einwalden“ kommt dem Versuch nahe, sich auf die andere Seite zu begeben - die andere Seite zu den Nichtmenschen, welche in flüchtiger Wirklichkeit unter uns leben.
Natur als Kulisse von menschlichen Aktivitäten und Schauplatz unserer Interaktionen - Landschaften als Selbstverständlichkeit - ich als Teil eines vielschichtigen Ökosystems
Mit den Aussagen von Morizo und meinen Überlegungen war ich während drei Jahren auf Wildpfaden unterwegs.

In diesem Kontext stellen die Videos "alternative space", "no sea takimata" und "rabbit hole" Fragen nach alternativen Räumen: Welche Räume bieten wir anderen Lebewesen, und wie gestalten wir unsere Beziehungen zu ihnen? Während wir unser Leben im Einklang mit der Natur anstreben, vergessen wir oft die Vielfalt der „Nichtmenschen“, die in dieser flüchtigen Wirklichkeit um uns herum leben. Diese Lebewesen existieren in einer ständigen Wechsel-beziehung mit ihrem Umfeld und erinnern uns daran, dass wir nicht allein sind.

Die Tieren, die in meinen drei VideoiInstallation auftreten, sehe ich als Botschafter*innen einer Welt, die schwindet. Indem sie in einem künstlichen Raum wie dem stillgelegten Wasserkraftwerk gezeigt werden, werfen sie Fragen auf: Wo beginnt und endet die Natur? Wie können wir die flüchtige Qualität ihrer Existenz wahrnehmen und wertschätzen? Diese Reflexion fordert mich heraus, über meine eigene Rolle im Gefüge der Natur nachzudenken und den Raum, den ich anderen Lebewesen zugestehen.

Brigitta Würsch 10/2024